„Rauchentwicklung“
So lautete die Alarmierungsmeldung für das Großaufgebot an Einsatzkräften am vergangenen Dienstag Abend. Die Jahresabschlussübung der Freiwilligen Feuerwehr fand dieses Jahr auf der Schönau statt und wurde in einem zum Abriss stehenden Gebäude durchgeführt. Durch die Übungsplaner wurde in dem 5-geschossigen Mehrfamilienreihenhaus der Keller verqualmt und ein Feuer im Bereich des Treppenabgangs angenommen. In den Planungen wurde das Szenario ausgearbeitet, die Liste für die 20 Verletzten erstellt sowie das Kräfteaufgebot bemessen. Viele Absprachen und Koordinationsanrufe waren nötig um das auf die Beine zu stellen, was dann um 19:54 Uhr begann.
Durch die Übungsleitstelle wurde ein Löschfahrzeug der Feudenheimer Feuerwehr alarmiert und traf innerhalb kürzester Zeit an der Einsatzstelle ein. Direkt im Anschluss kam schon der erste Rettungswagen des ASB, welcher auch mit einem Großaufgebot zur gemeinsamen Übung teilnahm.
Die ersten Menschen schrien um Hilfe – alles Mitglieder befreundeter Feuerwehren, Jugendfeuerwehren und professionelle Notfalldarsteller des DRK (das DRK Mannheim hat eine große Notfalldarstellungsgruppe, die sich selbst organisiert und den Bereich Patientendarstellung ganzheitlich übernimmt) sowie einige Privatpersonen. Die Einsatzkräfte sahen sich nicht nur den blutenden und hilfesuchenden Menschen gegenüber sondern auch dem dichten schwarzen Rauch der aus dem Keller und de Treppenhaus drang. Ganz nebenbei herrschte durch den ausgelösten Rauchwarnmelder ein Höllenlärm welcher die Kommunikation deutlich erschwerte.
Die erste Lagemeldung umfasste auch eine umfassende Nachforderung, die dazu führte, dass weitere Löschfahrzeuge aus den Abteilungen Feudenheim, Wallstadt und Seckenheim, der Einsatzführungsdienst aus Feudenheim sowie eine große Zahl Rettungsmittel des ASB die Einsatzstelle anfuhren. „Blaulichtgewitter“ beschrieben die zahlreichen Schaulustigen die Szene. Und tatsächlich war es beeindruckend zu sehen, welche Anzahl Kräfte sich für diese ehrenamtlich organisierte Übung einfand. In der Summe knapp 80 Helfer und 35 Darsteller sowie Beobachter zählte die Übungsleitung.
Mit dem Eintreffen der Verstärkung ging es dann Schlag auf Schlag: die Wasserversorgung wurde aufgebaut, Schläuche zum Brandobjekt verlegt, Verletzte wurden gesammelt und dem Rettungsdienst übergeben, Atemschutztrupps in den Keller geschickt und Beleuchtung aufgebaut. Eine Führungsstruktur wurde etabliert und mit den ersten Kräften des Rettungsdienstes eine Übergabestelle definiert. Immer mehr Fahrzeuge der beiden Hilfsorganisationen trafen ein. Eine medizinische strukturierte Verletztenablage und ein Behandlungsplatz wurden etabliert, die ersten Schwerverletzten versorgt und die Leichtverletzten betreut. Überall blitzten Helmlampen und Halogenstrahler in die nächtliche Situation, beleuchteten das emsige Treiben und die routiniert ablaufenden Handgriffe. Immer wieder konnte man sehen, dass die Übungsleiter und die Beobachter zufrieden aussahen und kurze Momente des Austauschs nutzen, um weitere Stellschrauben künftiger Trainings und Zusammenarbeit zu besprechen. „Alles Kleinigkeiten“ wie man aus den Worten der Gruppe entnehmen konnte. Mittendrin plötzlich auch die Polizei. Eine Streifenbesatzung des Reviers Sandhofen hatte die Einladung zur Teilnahme gerne angenommen und integrierte sich in das Übungsgeschehen – bis sie zu einem Realeinsatz abberufen wurden.
Noch während die Löscharbeiten andauerten, traf die Presse an der Übungsstelle ein und wollte – ganz wie in der Realität auch – Informationen von den jeweiligen Einsatzleitern haben. Einige Minuten später kamen auch Kräfte der Notfallseelsorge Mannheim an die Einsatzstelle. Der Leiter der Gruppe meldete sich beim Einsatzleiter der Feuerwehr und wurde dankbar an die Kollegen des Rettungsdienstes verwiesen. Diese wiederum nahmen die Unterstützung sehr gerne an „super, an diese wertvolle Ressource hätte ich nicht gedacht“ hörte man selbstkritisch vom rettungsdienstlichen Einsatzleiter – genau das ist eines der Übungsziele gewesen, wie man später im Feedback erfahren konnte. Man wollte bewusst die Zusammenarbeit trainieren und auch bisher selten einbezogene Einheiten mitüben lassen um deren Stärken besser kennenzulernen.
„Wir haben 20 Verletzte und Betroffene“ so glich man sich auf der Leitungsebene ab. Somit konnte das Ziel der Evakuierung und Registrierung als erfolgreich abgehakt werden. Der Rettungsdienst, der mit 5 Rettungs-, 5 Krankenwagen, zwei Notärzten, dem Einsatzleitwagen und dem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst sowie dem leitenden Notarzt an der Übung beteiligt waren, hatten alle Hände voll zu tun: Wärmedecken wurden erteilt, Infusionen angelegt, Sauerstoff verabreicht, Wunden versorgt und die Atmung unterstützt. Letztlich wurden die Darsteller in das „Übungskrankenhaus Sandhofen“ (die dortige Rettungswache) gefahren, um sich dort aufzuwärmen, umzuziehen und dann als Zivilisten wieder an die Übung zurück zu kommen.
Die Kräfte der Notfallseelsorge hatten ebenso eine große Aufgabe zu bewältigen. „Danke, dass du uns an unsere Grenzen gebracht und uns aufgezeigt hast, dass wir in vielen möglichen Einsatzsituationen unsere eigenen Strukturen noch optimieren können“ war das positive Feedback der Gruppe. 2 Teams aus jeweils 2 Mitgliedern und einem Koordinator waren in ihren eigentlichen Rollen involviert und erlebten, dass sich die Zahl der zu betreuenden schnell in Höhen entwickeln kann, die weitere Strukturen wie Zelt oder Verpflegung und Toiletten erforderlich machen. Zwei andere Notfallseelsorger waren als Mimen in die Übung eingebunden, sodass sie nicht nur ihre Erfahrung einbringen, sondern auch die internen Strukturen aus einem ganz direkten Blickwinkel erleben und überprüfen konnten.
Als alle Aufgaben abgearbeitet waren, konnte nach gut 1,5 Std das Übungsende eingeläutet werden. Im Feedback wurde durch die Übungsleitung ein durchweg positives Fazit gezogen. Der besondere Dank an die Verletztendarsteller und das Notfalldarstellungsteam des DRK wurde mit großem Applaus aus der Runde der Einsatzkräfte unterstrichen. Ebenso gab es Dank für die Einheiten der anderen Freiwilligen Feuerwehren aus Wallstadt und Seckenheim, die sich teilweise auf kurzfristige für eine Teilnahme begeistern ließen. Das große Team des ASB überzeugte, sicherte eine „immer wieder gerne“-Zusammenarbeit zu und bedankte sich, dass in den Übungszielen auch Platz für die rettungsdienstlichen Themen war. Doppelter Dank ging an die Streifenbesatzung, die nach ihrem Einsatz erneut zur Übung dazukamen und abschließend an das Team der Notfallseelsorge Mannheim.
Zu guter Letzt und in alter Tradition lud die Übungsleitung dann noch zu einem kleinen Imbiss ein, bevor dann alle Einheiten die Rückrüstung und Heimfahrt antraten.
Eine intensive und anstrengende Vorbereitungszeit hat sich aus Sicht der Planer gelohnt – eine durchweg gelungene und lehrreiche gute Übung.
Link zum Artikel des Mannheimer Morgen: Spektakuläre Feuerwehr-Großübung auf der Mannheimer Schönau – Mannheim – Nachrichten und Informationen (mannheimer-morgen.de)